2005 - Oma Emmi zeigt es allen


Wir schreiben das Jahr 1955. Oma Emmi ist Witwe. Ihr Mann, ein Veteran des ersten Weltkrieges, hat sich, nachdem er sich mit dem Brennen und dem schwunghaften Handel mit Branntwein ein beachtliches Vermögen erwirtschaftet hatte, dem Lotterleben hingegeben. So war es nur eine Frage der Zeit, bis sein Körper dieses Spiel nicht mehr mitmachte. Oma Emmi war nunmehr eine reiche Frau. Sie lebt seitdem in wohlhabenden Verhältnissen. Sie hat sich in der neu errichteten Seniorenresidenz ein Zimmer gemietet. Oma Emmis tägliches Ritual besteht u.a. aus einem Glas Wein, morgens um 11.00 Uhr, einem Tee mit Rum, nachmittags um 16.00 Uhr und abends gegen 22.00 Uhr, wenn sie zu Bett geht, einem Gläschen Schnaps. Sie kann es nicht ertragen, wenn dieses Ritual durcheinander gerät. Sie trägt Tracht und nervt ihre Mitmenschen durch ihr andauerndes Gemurre über die heutige Zeit. Sie ist der Meinung, dass früher, zu Kaisers Zeiten, alles besser gewesen ist. Im Großen und Ganzen ist sie aber eine herzensgute Frau. Sie will jedoch sicher gehen, dass ihr Erbe nur der- oder diejenige antritt, von dem sie meint, dass er es auch verdient hat.